BMW F650, 48PS, Baujahr 1994
Ich wollte immer schon längere Touren und Reisen mit dem Motorrad machen. Aber nicht mit meiner alten Zündapp KS125, denn das wäre für das Material und den Menschen doch nicht mehr angemessen. Wie es im Leben spielt, kommt man dann doch nicht dazu. Damit das nicht so bleibt, hatte ich mir zu meinem 50. Geburtstag überlegt, eine günstige Maschine anzuschaffen, die mich überall hinbringen kann.
Oder uns, denn da gibt es bei uns noch jemand, der Spaß am Fahren hat...
Was ich suchte, war eine günstige Maschine, möglichst wenig verkleidet, etwas hochbeiniger für leichtes Gelände und auch für den Alltag. Eine Enduro vielleicht?
Das Angebot für Motorräder dieses Typs ist recht anschaulich und breit, die Qualität der angebotenen Maschinen variiert natürlich. Meine Idee war ein Motorrad mit geringer Kilometerleistung und, wenn möglich, Seitenkoffern dabei.
Meine Preisvorstellungen waren ebenfalls limitiert. Gerne hätte ich natürlich auch eine BMW GS 650 oder neuere gehabt, aber andererseits haben ältere Maschinchen auch ihre Vorteile. Daran kann ich nämlich noch kräftig schrauben und brauche nicht für jeden Handgriff die Original-Auslesegeräte für Fehler und Wartung. 1 Zylinder, 2 Zündkerzen. Auch das kannte ich noch nicht, aber es hat schon seinen Grund.
Der hier eingebaute Rotax-Motor hat eine sehr positive Bewertung bekommen. 100.000km und mehr sollen keine Seltenheit sein.
So gesehen, ist die BMW F650 genau der richtige Griff gewesen; Funduro wird sie auch genannt. Mit nur knapp 27.000km trotz des Baujahres 1994 machte sie noch einen sehr guten Eindruck. Die erste Fahrt war dann auch ca. 80km über die Autobahn, um sie nach Hause zu bringen.
Und auch zu diesem Motorrad gibt es eine Geschichte:
Natürlich ist es später dazu gekommen, dass ich schrauben musste. In 2017 dachte ich, ein Trip zum Edersee wäre genau das Richtige für ein paar Tage. Als ich dort am nächsten Morgen vom Zeltplatz starten wollte, machte die Maschine bei mehr als 2.000 U/Min. Schlaggeräusche aus dem Auspuff. Sie lief noch, aber hatte keine Leistung mehr über dieser Drehzahl.
Meine Vermutung war zunächst, dass ein Ventil abgerissen sein könnte oder ein sonstiges technisch schwerwiegendes Problem mit der Kurbelwelle bestünde. Ich ließ mich nach Hause abschleppen - schade, ich hatte noch nichts sehen können.
Die nächsten Wochen beschäftigte mich dieses Problem; ich wälzte Foren und suchte nach ähnlichen Problemen, kam aber erst nicht zu einem Ergebnis. Auseinandernehmen war das Mittel der Stunde. So wurde der Motor teilzerlegt.
Bei der Gelegenheit habe ich sämtliche Dichtungen erneuert, härtere Kupplungsfedern eingebaut, die Ventile demontiert und eingeschliffen. Steuerkette und Steuerräder waren ok. Kupplung, Generator und Anbauteile machten einen guten Eindruck. Die Vergaser hatte ich nur demontiert und gereinigt, jedoch nicht verstellt oder zerlegt.
Beim Zusammenbau des Zylinderkopfes mit Drehmomentschlüssel riss dann einer der Bolzen. Ich dachte, ich sehe nicht richtig. Ermüdungsbruch nach der Zeit? Sicher war ich mir nicht, aber es sah danach aus. Also mussten natürlich 4 neue Bolzen her, was die Angelegenheit wieder verzögerte. Schließlich war es fertig und ich machte die Maschine hoffnungsfroh an.
Wie immer sprang das Motorrad sofort an und lief im Leerlauf prima. Allerdings, kaum hatte ich etwas Gas gegeben, fingen die Probleme wieder an. Dann kommt der Punkt, an dem alles durchdacht wurde und keine Idee mehr aufkommt, was es noch sein könnte. Ich fing an, etwas in der Elektrik zu vermuten. Eher genervt ging ich mich mit diesem Hintergrund noch einmal in die einschlägigen Foren. Tatsächlich, genau einen Bericht fand ich, in dem dieses Problem geschildert wurde.
Demnach könnte der Drehstromgleichrichter defekt sein und bei höheren Drehzahlen durch Wechselstromstörungen die Zündung durcheinanderbringen. Bingo, aber das ich darauf nicht selbst gekommen bin, ärgert mich jetzt noch! Also habe ich den Gleichricher des Generators abgeklemmt, Motor ohne gestartet und die Maschine nur auf Batterie laufen gelassen.
Ja, das war es. Nach Einbau des Ersatzteils läuft sie besser als vorher. Das muss wohl auch daran gelegen haben, dass allgemein der Flansch der Vergaser nur am Motor verschraubt wird und der Gummi, wenn er alt und spröde geworden ist, motorseitig nicht mehr richtig abdichtet. Mit Dichtmittel dürfte das Problem erledigt sein.
Hatte ich auch alles richtig gemacht? Die Steuerkette und Ventile korrekt zusammengebaut? Die Kupplung richtig montiert? Und so weiter. Vor meiner Nordtour war ich schon knapp über tausend km gefahren, nach der Nordtour war mir klar: alles Top!