Nordtour - Norwegen (4)
Die FV98 war eine wunderschöne Straße, die kein Ende zu nehmen schien. Irgendwann war ich aber doch über die Berge hinweg und es öffnete sich der Blick zum Fjord Lathipahta.
Die Strecke senkte sich wieder ab auf Höhe des Meeresniveaus. Immer noch war es eine sehr einsame Strecke bis Lakself.
An diesem Tag wurde das Wetter wieder etwas schlechter. Aber das war kein Vergleich zu dem, was mich an dann noch erwartet hat.
Immer noch gefiel mir diese Gegend, wobei sie mit der tollen FV98 nicht ganz mithalten konnte. Vor Olderfjord habe ich noch einmal eine Pause genutzt, um das Panorama einzufangen. Etwas kahl ist die Vegetation im Vordergrund, aber die Bergzüge in der Ferne vermittelten ein fantastisches Bild.
Mein Ziel für den Tag war mir zunächst nicht ganz klar. Das Nordkap schien mir noch zu weit weg, aber in Olderfjord angekommen, wollte ich dann doch weiterfahren. Diese Strecke führte erst auf Meereshöhe am Fjord entlang, mehrfach die Berge hinauf und da das Nordkap auf einer Insel liegt, durch einen Tunnel von 6,8km Länge und bis zu 212m unter dem Meeresspiegel. Das Gefälle bzw. die Steigung betrug 10%. Tunnel gibt es auf dieser Strecke noch einige mehr.
Das Wetter passte gut zu dem Panorama und zu der Unberührtheit und Wildnis. Aber dann zog sich der Himmel zu und es kam zunächst Wind, dann Sturm auf. Gleichzeitig führte die nächste Etappe bis zum Nordkap wieder über die Berge. Der Seitenwind wurde so stark, dass ich in Schräglage fahren musste. Zeitweise wurden die Böen richtig heftig. Das Motorrad dann auf der Straße zu halten, war schon schwierig und ich musste die Geschwindigkeit erheblich drosseln. Die Strecke auf der Insel zum Nordkap konnte sich wieder mit dem messen, was ich auf der FV98 erlebt hatte. Und wenn Du denkst, da ist nur unwirtliche Gegend und es lebt dort nichts, liegst Du falsch. Auch hier habe ich Rentiere im Winterkleid gesehen, die sich fast gar nicht von der Umgebung abhoben. Allerdings habe ich sie leider nicht aufnehmen können.
Die Schaukelei während der Fahrt kommt durch den Wind zu Stande. So ab Minute 6:20 befinde ich mich auf dem letzten freien Stück zum Nordkap. Dort wurde es besonders heftig und ich dachte mir schon, dass ich mit der Rückfahrt echte Probleme bekäme, wenn der Sturm so bliebe.
Ich habe zu meiner Fahrt alle Quittungen aufgehoben. Aber hier an der Kasse blies mir der Wind die Zettel aus der Hand. Der Kassierer meinte, es sei für diesen Abend bis Windstärke 9 oder 10 angesagt und erst ab 4 Uhr morgens sollte es besser werden. Nun gut, ich war erst mal angekommen.
Der Sturm wurde immer heftiger und die Sicht immer schlechter.
Leider hatte mir der Wind das Motorrad umgeworfen. Das Aufrichten war nur ohne Gepäck möglich. Also lud ich es ab. Als ich die Maschine aufrichtete, blies der Sturm die runden 'Seebags' über den Parkplatz - und die waren prall gefüllt und nicht leicht. Ich konnte sie wieder einfangen und windgeschützt ablegen.
Hier hatte ich dann allerdings großes Pech. Nachdem ich das Gepäck sicher abgelegt hatte, dachte ich mir, es wäre eine gute Idee, das Motorrad auch in den Windschatten zu stellen. Kurz bevor ich an der Maschine angelangt war, kam eine Böe und legte sie wieder auf die Seite. Ergebnis: Scheinwerferglas gebrochen, Lenker verdreht und ein Schleifen beim Drehen des Lenkers.
Bei Durchsicht des Problems sah es zunächst so aus, als wäre das Lenkkopflager betroffen. Sehr schlecht. Aber viel später stellte sich heraus, dass das Verriegelungsblech des Lenkradschlosses verbogen war. Außerdem ist seitdem der Windschild verkratzt. Schade. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an einen Motorrad-Techniker aus dem süddeutschen Raum, der mit Wohnmobil und kompletter Werkzeugausstattung dort war und mir mit Rat und Tat zur Seite stand!
An der Spitze des Kaps tobte der Sturm immer heftiger. Es folgen zwei zusammengefügte Kameraschnipsel. Es war schon so gut wie unmöglich, freihändig im böigen Wind zu stehen.
Und hier endete der Tag, denn bei dem heftigen Wind war an eine Rückfahrt nicht mehr zu denken. Also sah ich mir das Nordkap-Zentrum mit seinen Präsentationen an und genoss dort einige Kaffees und Snacks. Da es überhaupt nicht dunkel wurde, ging das Zeitgefühl komplett verloren. Um 1 Uhr morgens haben sie dann geschlossen.
Wegen des Windes war an einen Zeltaufbau nicht zu denken. Und den Schlafsack wollte ich mir auch nicht wegwehen lassen. Ich suchte mir eine windgeschützte Stelle und ließ den Sturm über mich hinweggleiten. Was für ein ereignisreicher und schöner Tag!
Die Daten zu Tag 10 (19.05.2018):
Km-Stand: 51.644km, 428km gefahren
Tanken: 348km, 15,67L, 292NOK = 30,83€
Übernachtung: -
Essen, Trinken: 336,01NOK = 32,40€
Eintritt Nordkap: 38,- €
Souvenirs: 535NOK = 51,59€