Nordtour - die Planung
Nachdem ich einige Touren mit einem Freund unternommen hatte, hatte ich Anfang 2017 die Idee, das Nordkap zu besuchen; natürlich nicht mit dem Schiff, auch nicht mit dem Auto. Aber auf dem Bike - die Idee hatte etwas! Ich wusste, dass dazu etliche Touren angeboten werden, hauptsächlich über eine direkte Strecke durch Schweden und wieder zurück, geführt und geplant. Das kam überhaupt nicht in Frage - never!
Wenn schon, dann wollte ich ungebunden fahren, die Länder besuchen, die ich noch nicht kannte und die ich auf dieser Fahrt zu durchqueren beabsichtigte und ich wollte natürlich Highlights erleben, die Landschaft, übernachten, wo ich gerade ankomme, ob auf dem Zeltplatz oder im Freien. Das ist dann eine Tour, auf der so manch Unwägbares passieren kann und die deshalb den Hauch von Abenteuer, also die Auseinandersetzung mit der Natur, den Weiten, mit dem wilden Land und dem, was darin lebt, mit sich bringt.
Und irgendwo hatte ich von Oskar Ils Besuch im Nordosten von Norwegen gelesen. Das war ein norwegischer König, der sein Land bereist hat und dort im 19. Jahrhundert zu Besuch war. Seitdem steht für die Norweger fest, dass dies eigenes Staatsgebiet ist und bewachen dies streng. Die Bevölkerung hatte damals aus Dankbarkeit eine Kapelle gebaut. Heute liegt jenseits des Grenzflusses Russland. Diese Stelle zu besuchen, wurde eines meiner Ziele.
Aus einer Laune heraus habe ich dann lässig verlauten lassen, dass ich dort auch im Polarmeer baden werde...
Dennoch, ganz ohne Vorbereitung geht es nicht. Und dazu komme ich jetzt:
Reiseroute
Meine Vorstellungen zur Reise waren zu dem Zeitpunkt in 2017 eher noch unausgereift. Dennoch war mir klar, dass es sich um eine echt weite Strecke handeln musste - und die lag in meinem Kopf schon grob fest: Dänemark, Schweden, die Ä-Land-Inseln, Finnland bis in den hohen Norden, Norwegen bis an die russische Grenze, dann weiter zum Nordkap, von dort zu den Lofoten und zurück am Lachsfluss (Laksforsen) bis Lillehammer und Oslo und mit der Fähre nach Dänemark!
Warum nicht anders herum, also zunächst nach Norwegen? Es gibt etliche Biker, die die Strecke so gefahren sind. Ich hatte mir einige Reiseberichte mit den Landschaftsbeschreibungen durchgelesen und ausgemalt, dass mich wohl die schönsten Landschaften im Norden Norwegens und im Westen des Landes erwarteten.
Nachdem dies für mich also gesetzt war, habe ich die Strecke minutiös geplant. Es sind alle Straßen, Aufenthalte, Übernachtungen und Fährverbindungen sowie letzte Tankstellen vor dem 'Nirgendwo' in einer Tabelle aufgeführt. Ich habe eine Liste sämtlicher BMW-Reparaturwerkstätten angefertigt, die Botschaften und ihre Kontaktdaten notiert. Alles in Allem war das vielleicht übertrieben, aber so mache ich es, wenn ich nicht weiß, was mich erwartet.
Hier liegt die Tabelle zum Download bereit - als Tipp, Anregung und auch zur privaten Nutzung, wenn es Euch interessiert, ähnlich zu fahren.
Geplant waren um die 8.000km. Das war meinem Freund allerdings zu weit und zu lang - na gut, fahre ich also alleine!
Wetterfrage - der richtige Zeitraum
Als Nächstes stellte sich die Wetterfrage, bei der sich Anfang Mai bis Anfang Juni herauskristallisierte. Dann sind dort die geringsten Niederschläge im Jahr sowie ab dem Polarkreis Richtung Norden geräumte, freie Straßen und diese fast frostfrei. Auch wenn Juli bis August die wärmste Jahreszeit ist, finde ich mich lieber mit weniger Regentagen und niedrigeren Temperaturen ab. Über dieses Thema habe ich tatsächlich länger nachgedacht und mich dann für den Start Anfang Mai 2018 entschieden.
Reisedauer
Wie lange soll die Reise dauern? Zu viel Urlaub wollte ich darin mit Rücksicht auf meine Familie nicht verbrauchen und setzte mir ein Limit von 21 Tagen, aber mit der Option, durchaus länger bleiben zu können. Im Nachhinein betrachtet führte das zu sehr langen Tagesetappen. Das ist eine Sache, die ich bei einer nächsten Planung doch großzügiger angehen werden.
Reisegepäck
Die leidige Frage, was man wirklich braucht, hat wohl noch niemand wirklich gelöst. Weniger ist mehr, passt hier auch. Natürlich schlägt das Wetter gerne mal schnell um, wenn man auf dem Motorrad sitzt. Mit heftigem kühlen Regen, der einem kaum Zeit lässt, die Regenkombi überzuziehen und kurze Zeit später schönstem Sonnenschein, bei dem Du dann im eigenen Saft schmort, weil die Kombi nicht schnell genug ausgezogen werden kann, ist immer zu rechnen.
Ich hatte schon nicht viele Kleidungsstücke mit. Wichtig war mir Motorradkleidung für kaltes Wetter, wasserdichte Stiefel, eine Regenkombi, die den Regen auch wirklich aushält. Und warme Sachen natürlich, denn mit Kälte war zu rechnen. Warme Handschuhe, Thermogriffe und beim Neubezug der Sitzbank habe ich eine Sitzheizung eingebaut. Ein paar Schuhe für den Camping-Platz mussten mit, T-Shirts, Jeans und die übliche Wäsche in angemessener Menge sowie 2 Handtücher.
Alleine im hohen Norden, da sollte auch Werkzeug nicht fehlen. Also musste zum Bordwerkzeug noch ein kompletter Satz Ringschlüssel, eine 22er Nuss mit Knarre, die Universalzange, Kabelbinder, Schraubendreher, Inbus-Schlüssel, Ersatzzüge für Gas und Kupplung sowie für den Notfall Montiereisen für den Reifen und Flickzeug für's Motorrad dabei sein. Zudem schaden einige spezielle Sachen nicht, die gerne kaputt gehen, wenn wirklich jede Werkstatt fern ist. Bei meiner BMW F650 hatte ich dazu bereits einmal Pech, denn der Drehstromgleichrichter war defekt, dann brach der Ausrückhebel. Das sind die Sachen, die einen im Nichts verzweifeln lassen können - kleiner Fehler, große Wirkung.
Und da ich alleine unterwegs war, mit dem Ziel, im Freien und weit ab von Allem zu übernachten, meinte ich, eine Ersatzbatterie wäre auch ok. Ersatzkanister? Klar, für 3 Liter. Eine Luftpumpe und Luftdruckprüfer.
Dazu kommen Winterschlafsack, Unterlage, aufblasbares Kopfkissen, Zelt, Camping-Tisch, Camping-Stuhl, ein Tarp gegen leichten Regen, die obligatorische Motorrad-Garage, Benzinkocher, Camping-Geschirr, diverse Taschenlampen, ein paar Medikamente.
Du meinst, das passt nie drauf? Dazu dieses Bild von einer Probefahrt mit Vollgepäck.
Technik
Dazu kommen natürlich die technischen Gimmicks, ohne die wir 'zivilisierten' Menschen uns heute gar nicht mehr aus dem Haus trauen. Smartphone, Navigationssystem, Action-Cam, Kamera usw.
Finanzielles
Ohne flüssige Mittel läuft es nicht. Aber Skandinavien ist bekannt dafür, Vorreiter in Sachen 'Bezahlen mit Karte' zu sein. Also habe ich recht wenig Geld mitgenommen und dafür meine Bankkarte und eine Kreditkarte. Vorab dazu: Du kannst ein Kaugummi mit Karte bezahlen und das ist dort ganz normal. Als ich zurückkam und mein Konto geprüft habe, sah ich, dass die Transaktionsgebühren den Kaufbeträgen angepasst sind. Für einen Kaffee von umgerechnet 1,60€ kamen 0,03€ Transaktionsgebühren dazu. Warum geht das bei uns nicht?
Gefährliche Tiere
Die Tierwelt in Skandinavien war mir auch eine nähere Recherche wert. Dabei kristallisierte sich schnell heraus, dass die so schwer gebeutelten Wölfe den Menschen meiden, wo es geht. Dasselbe gilt für den Vielfraß. Gefährlicher sind da schon Rentiere, die teilweise an der Straße grasen oder Elche, die sich wohl für die Stärksten im Land halten. Davon später mehr.
Nach meiner Fahrt komme ich aber doch wieder auf das Tier zurück, von dem ich denke, dass es in Europa wirklich am Gefährlichsten ist: die Zecke! Mit der hatte ich aber zum Glück nicht zu tun. Wobei Zecken selber nicht das Problem sind, sondern die Krankheiten, die infizierte Zecken übertragen können.